Harmonikaspiel nach Gehör

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die steirische Harmonika

Spiel auf der Steirischen Harmonika und Begleitinstrumenten nach Gehör

Die Steirische Harmonika wurde um 1860 entwickelt, ihre Tastenbelegung hat sich bis heute nicht sehr viel geändert, höchstens vergrößert, die wesentliche Tastenbelegung ist heute noch so wie im Jahr 1860. Seit 1975 hat Max Rosenzopf eine Griffschrift für dieses Instrument angepasst, die seither das Spiel und vor allem das Lernen wesentlich erleichtert. Aber in den mehr als hundert Jahren dazwischen haben die Leute auch Harmonika gespielt, das geht nämlich auch ohne Griffschrift, sogar ohne irgendwelche Notenkenntnisse. Es gab vor allem zwei Möglichkeiten, Melodien zu spielen: Abschauen von einem Lehrer oder Vorbild - oder Spiel nach Gehör. Man spielt also das, was man hört oder noch besser das, was man singen kann.

Ich selbst habe 1961 begonnen, Harmonika zu spielen, vor allem nach Gehör. Lehrer hatte ich damals keinen. Was ich hörte oder singen konnte, versuchte ich, zu spielen. Viel später erarbeitete ich mir das Spielen nach Noten, und noch viel später entdeckte ich die Griffschrift, die es vorher ja noch gar nicht gab.

Musikalisches Vorwissen hatte ich damals wenig, aber eines hatte ich, Geduld. Und daher weiß ich, musikalisches Wissen wird oft unterschätzt. Allerdings hilft es doch etwas, wenn man versteht, was alles möglich ist. Und das möchte ich Ihnen hier zeigen.Zum Seitenanfang

Stufenlehre

Die auf der Steirischen bei uns üblicherweise gespielte Musik besteht häufig nur aus zwei Stufen, sieht man vom doch eher seltenen Moll ab: 

1. Stufe, Tonika oder gerade (Zudruck auf der Harmonika)

5. Stufe, Dominante oder verkehrt (Aufzug auf der Harmonika)

Weiters gibt es noch mehrere Stufen oder Modulationen, in Dur etwa:

4. Stufe, kurz Vierte (Zudruck eine Reihe nach innen auf der Harmonika)

Doppeldominante (nächste Tonart, eine Reihe nach außen auf der Harmonika, meist Aufzug)

Versuchen Sie einmal, wenn Sie ein Stück oder Lied hören, sich vorzustellen, an welchen Stellen Sie die Harmonika zudrücken müssen, und an welchen Stellen Sie aufziehen müssen. Wenn Sie das heraushören, haben Sie das Wichtigste schon geschafft. Aber keine Angst, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Wie alles im Leben braucht es auch hier etwas Übung, doch lässt sich auch dieses Stufenhören üben oder trainieren.

Erstes Beispiel

Fürs erste Training habe ich hier ein nettes Liedlein im Dreiviertel-Takt eingestellt, "Gestern und heint". Hören Sie es an und versuchen Sie, die beiden Stufen zu erkennen. Wo müssen Sie die Harmonika zudrücken? Und wo aufziehen? Ach, Sie haben eine anders gestimmte Harmonika, die spielt nicht in D-Dur wie meine. Aber das macht nichts. Sie sollen ja hier nicht die Töne nachspielen, sondern vorerst nur nach Gehör entdecken, wann muss man die Harmonika aufziehen und wann zudrücken.

Zuerst die Melodie einstimmig, da ist das vielleicht noch schwer. Aber versuchen Sie es mehrmals.

Nun die gleiche Melodie, aber zweistimmig, da geht das Stufenhören vielleicht schon besser.

Und nun mit Bass, da ist es noch leichter. Aber wenn Sie die Stufen noch immer nicht bestimmen können, vielleicht geht es morgen. Oder nächste Woche. Übung macht den Meister.

Und dann suchen Sie eine zu meiner Melodie bzw. Tonart passende Reihe der Harmonika, versuchen Sie aber nicht sofort , mitzuspielen, sondern singen Sie zuerst die Melodie mit. Ich gebe Ihnen dazu meinen wunderschönen, hochintelligenten Text: Aber Sie dürfen natürlich auch eigene Gstanzln singen.

Gestern und heint hat der Mond so schön g'scheint, er hat nia so schön g'scheint als wia gestern und heint.

Und dann könnten Sie versuchen, das bereits gespielte auf einer anderen Reihe der Harmonika, also in einer anderen Tonart zu spielen.Zum Seitenanfang

Zweites Beispiel

Natürlich dürfen und sollen Sie versuchen, die Melodie auf der Harmonika mitzuspielen, auch auf einer anders gestimmten, das ist aber noch nicht so wichtig. Ich bin nämlich noch nicht fertig. Wenn Sie das vorherige geschafft haben, folgt eine kleine Veränderung der ziemlich gleichen Melodie. Was fällt Ihnen dabei auf?

Wieder zuerst die Melodie einstimmig, hören Sie den Unterschied zu oben?

Wieder die gleiche Melodie, aber zweistimmig, da hört man den Unterschied besser. Wissen Sie schon, was sich geändert hat?

Und nun wieder mit Bass, da ist es sicher leichter zu erkennen. Welche Stufen hören Sie? Wo müssen Sie beim Spiel drücken? Und wo ziehen? Und was ändert sich, wenn Sie mitsingen? Wie können Sie diese Änderung auf der Harmonika spielen? Ach, es funktioniert noch nicht? Noch nicht, aber das macht auch nichts, es wird schon werden.Zum Seitenanfang

Drittes Beispiel

Hier gibt es wieder etwas leichteres, den ohnedies weltweit bekannten Andachtsjodlerfe. Wissen Sie schon, ob Sie am Beginn ziehen oder drücken müssen? Und wann sich die Zugrichtung ändert? Hören Sie, wann die vierte Stufe kommt und wie lange sie dauert? Ich würde vorschlagen, singen (oder jodeln) Sie ihn vorerst mit, dann geht es leichter.

Wieder zuerst die Melodie einstimmig, hören Sie die Stufen?

Wieder die gleiche Melodie, aber zweistimmig, da hört man die Harmonien besser. Würden Sie am Beginn drucken oder ziehen? Und ab wann würden Sie die Zugrichtung ändern?

Und nun wieder mit Bass, da ist es sicher leichter zu erkennen. Welche Stufen hören Sie? Wo müssen Sie beim Spiel drücken? Und wo ziehen? Wie können Sie diese Melodie auf der Harmonika spielen?

Ach, es funktioniert noch nicht? Macht auch nichts. Aber vielleicht können Sie die allererste Melodie nun mitspielen, oder sogar frei spielen? Oder sind Sie kein Anfänger mehr? Und können auch den Andachtsjodler nach Gehör spielen? Das ist schön.Zum Seitenanfang

Viertes Beispiel

Das ist nun wirklich etwa schwer. Aber wenn Sie den Andachtsjodler bereits nach Gehör spielen, können Sie auch das versuchen. Ich habe dazu die nette Melodie vom ersten Beispiel noch einmal verändert. Horchen Sie sich zuerst einmal die Veränderung an:

Wieder zuerst die Melodie einstimmig, hören Sie den Unterschied zum ersten oder zum zweiten Beispiel?

Wieder die gleiche Melodie, aber zweistimmig, da hört man den Unterschied besser. Wissen Sie schon, was sich geändert hat?

Und nun wieder mit Bass, da ist es sicher leichter zu erkennen. Welche Stufen hören Sie? Wo müssen Sie beim Spiel drücken? Und wo ziehen? Und was ändert sich, wenn Sie mitsingen? Wie können Sie diese Änderung auf der Harmonika spielen? Ach, es funktioniert noch nicht? Noch nicht, aber das macht auch nichts, es wird schon werden. Dieses Beispiel ist schon wirklich schwer. Aber mit etwas Geduld werden Sie auch das schaffen.

Und wenn Sie auch dieses wirklich schwere Beispiel spielen können, nach Gehör, bzw. die richtigen Stufen in jeder beliebigen auf Ihrer Harmonika vorhanden Tonart finden. Dann können Sie mehr als Knöpfe drücken, dann fangen Sie nämlich an, auf Ihrer Harmonika Musik zu machen.Zum Seitenanfang

Ich muss allerdings gestehen, als Anfänger wusste ich zwar auch nichts von Musiktheorie, aber als Basssänger hatte ich 1961 zumindest eine Ahnung, wann und wohin die Harmonie wechselt. Dieses Wissen hilft aber nicht nur Harmonikaspielern, auch alle Begleitinstrumente, wie Gitarre, Kontrabass, Hackbrett, Harfe und andere müssen das hören, wenn sie richtig begleiten wollen. Und es lässt sich erlernen. Versuchen Sie es auch mit anderen Melodien, die Sie hören, oder mit Liedern, die Sie gern singen. Versuchen Sie es immer wieder.Zum Seitenanfang

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