Meine Regeln

Meine Regeln in der Volksmusik

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Richtig und falsch

Wir wissen oft ganz genau, was richtig ist. Das haben wir ja gelernt! Und wenn etwas damit nicht übereinstimmt, kann es nur falsch sein! Das wissen wir! Ich meine allerdings, viel zu oft glauben wir nur, es zu wissen.

Als junger Bursch bin ich einmal in ein arges Fettnäpfchen getreten. Ich tanzte – mit einer hübschen jungen Salzburgerin – in Salzburg – den Offenen Walzer – zur mitreißenden Musik von Tobias Reiser. Und da habe ich es gewagt, zu behaupten, die Musik spiele nicht richtig. Meine Tänzerin tanzte ab dieser Sekunde nicht mehr mit mir! Ich habe Tobias Reiser beleidigt, das Salzburger Nationalheiligtum! Erklärungen waren da nicht mehr möglich!

Reiser hatte an das musikalisch etwas unbefriedigende Ende der I. Melodie einfach den Walzerschluss der III. Melodie angehängt und damit eine 17-taktige Melodie erzeugt. Und ich wusste es damals ja genau! Volksmelodien haben acht oder sechzehn Takte! Punkt!

Inzwischen weiß ich es besser. Ich habe zu viele Überlieferungsträger etwa im NÖ. Wald- oder im Mostviertel gehört, die sich heute noch überhaupt nicht an diese 8- oder 16-Takte Regel halten. Ein Beispiel ist die Krebsenpolka, der Herbert Lager bei der Erstveröffentlichung diese 16-Takte-Regel überstülpt hatte. Das gilt auch bei vielen meist etwas älteren Rundtanzmelodien oder bei vielen anderen Volkstänzen, die nach beliebigen Taktanzahlen tanzbar sind.

Ganz allgemein meine ich, bei der Volksmusik gibt es keine Regel – ich meine tatsächlich keine Regel – bei der es nicht auch Ausnahmen gibt. Trotzdem erkläre ich auf meinen Seiten etliche Regeln, da sie ja doch häufig passen und daher besser sind als gar keine Anhaltspunkte.

Zurück zum Offenen Walzer des Tobias Reiser: Als Musikant gefällt mir seine 17-Takte-Version heute recht gut. Als Tänzer weiß ich immer noch nicht, was ich mit diesem 17. Takt anfangen soll. Aber vielleicht könnte oder sollte man die Melodie ändern und den ersten Takt als langen Auftakt auffassen. Dann stimmt alles, außer der Überlieferung.

Notengetreu

Ist es richtig, wenn ich mich genau an die überlieferten Noten halte?

Nun, falsch ist es sicher nicht. Aber: Noten, die ein verdienstvoller Aufzeichner möglichst getreu nach der Spielweise eines Überlieferungsträgers niedergeschrieben hat, sind bestenfalls eine Momentaufnahme.

Ist es sicher, ob der Aufzeichner sämtliche Feinheiten oder Variationen seines Vorbildes notiert hat? Oder ob er vielleicht vermeintliche Fehler ausgebessert hat? Siehe oben! Ist es sicher, dass der Überlieferungsträger seinen besten Tag hatte? Es vielleicht an anderen Tagen ganz anders gespielt hätte? Oder vielleicht nur dem Aufzeichner imponieren wollte? Auch in der Überlieferung als Erinnerungshilfe notierte „uralte“ Noten bieten bestenfalls nur eine von mehreren möglichen Variationen. Mir fallen zu diesem Thema noch viele weitere Fragen ein, die ich gar nicht hier anführen möchte, um meine Leser nicht zu langweilen.

Bedenke ich das alles, so meine ich, es ist sicher nicht falsch, sich nicht zu sklavisch an vorgegebene Noten zu halten. Im Gegenteil, unlängst hörte ich, ein guter Musiklehrer habe gemeint, "Spielt man eine Melodie in der Wiederholung petantisch genauso wie beim ersten Mal, so sind das zwei Fehler!" Als Richtlinie sind Noten aber trotzdem sehr brauchbar.

Das alles gilt übrigens meiner Meinung nach genau so auch für Volkstanz-Aufzeichnungen, wie etwa die Aussage Karl Horaks beim Landlerisch aus Deutsch-Mokra deutlich macht.

Meine Regeln

Ich möchte daher nur wenige wirklich verbindliche Regeln aufstellen:

  1. Musik soll ihrem Zweck entsprechen. Tanzmusik soll zum Tanz anspornen bzw. verlocken, Konzertmusik soll das Sitz-Publikum begeistern, besinnliche Musik soll die Zuhörer für besinnliche Gedanken empfänglich machen, Musik zum Singen sollte den Gesang nicht übertönen, Liedmelodien als Musikstück sollen das Liedhafte einer Melodie noch spüren lassen usw.
  2. Meine wichtigste Regel: Wenn ich spiele, oder was ich spiele, oder wie ich es spiele, muss einem einzigen Menschen wirklich gefallen - mir selbst! Dass es dann den Zuhörern oder Tänzern ebenfalls gefällt, ist zwar nett, braucht aber meine Spielweise nicht zu beeinflussen.

Aber Vorsicht: Wenn ich etwas in einer bestimmten Art spiele, weil ich es mit meinen Kenntnissen, meiner Vorbildung, meinen Fingern nicht anders kann - dann darf ich mir nicht einreden, mir gefällt es. Das wäre eine grobe Selbsttäuschung. Es ist natürlich möglich, dass ich einzelne technisch schwierige Stellen nicht so zusammenbringe, wie sie eigentlich gespielt gehören. Dann könnte ich vielleicht die Melodie an diesen Stellen vereinfachen, oder nur einstimmig spielen statt zwei- oder gar dreistimmig, oder bei einigen zu schnellen Passagen die Melodie so verändern, dass ich keine gar zu schnellen Noten spiele - oder ähnliches. Vor allem könnte ich das ganze Stück langsamer spielen. Aber das Wichtigste bei jeder Musik ist der Rhythmus, und der sollte auch bei schnellen Läufen sich nur dann ändern, wenn mir genau das an genau dieser Stelle wirklich gefällt - und nicht dann, wenn ich es nicht schneller zusammenbringe.

Unterseiten

Zu diesem Thema habe ich etliche Unterseiten gestaltet:

Schwungvolles Musizieren
Stil in der Volksmusik
Reihenfolge der einzelnen Melodien eines Stückes
Improvisation in der Volksmusik
Variieren, Varationen in der Volksmusik

Schwungvolles Musizieren ] Stil ] Reihenfolge ] Variieren ] Improvisation ]

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